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Hörerlebnis 58


Lautsprecher: Planets

Hol's der Duevel

von Marco Kolks


Es ist schon viele Jahre her, als mir einmal ein Hifi- Verkäufer sagte, wer gut hören wolle, der müsse sich für eine unkonventionelle Lautsprecherkonstruktion entscheiden. Ich habe diese Aussage nie mehr vergessen. Und je länger ich mich mit der audiophilen Materie beschäftige, desto mehr bestätigt sich für mich sein Statement. Eine Alternative zum direkt abstrahlenden Lautsprecher sind beispielsweise die Produkte des Herstellers Markus Duevel. Der Diplom-Ingenieur aus Hunteburg -in der Nähe von Osnabrück in Niedersachsen- hat sich sehr lange mit der Relevanz von Reflexionen auseinandergesetzt, bis er schließlich anfing, sehr erfolgreich Rundumabstrahler zu bauen. Völlig zu unrecht zählen meiner Meinung nach solche Konstruktionen zu den Nischenprodukten. Das soll sich nun ändern. Mit den schon fast unverschämt preisgünstigen Planets will Markus Duevel das Prinzip des "angenehmen Überall-Klangs" einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Die Planets, das sind hübsch anzuschauende, rundumabstrahlende Zweiwege-Standlautsprecher. Die Abmessungen fallen ausgesprochen elegant und wohnzimmerfreundlich aus: gerade mal 83 cm in der Höhe, 26 cm breit und 15 cm tief. In die Gehäuseoberseite sind ein Hornhochtöner und ein Mittel/ Tieftöner eingelassen. Der Tieftöner (mit Papiermembran) misst im Durchmesser 15 cm, die PE- Membran des Hochtöners 25 mm. Oberhalb der Chassis, die gegen die Zimmerdecke strahlen, "schweben" zwei unterschiedlich große Metallkugeln, die einen gleichmäßigen Rundumklang garantieren sollen.

Der Lautsprecher steht auf vier kleinen Gummifüßchen. Einerseits, weil das Bassreflexrohr mit seiner Öffnung im Boden mündet, andererseits, weil die Lautsprecherklemmen sich ebenfalls an der Gehäuseunterseite befinden. Die Impedanz ist mit vier Ohm angegeben, die Empfindlichkeit mit 85 dB und die Belastbarkeit mit 50 Watt. Das Gehäuse wird standardmäßig in silber oder anthrazit geliefert. Verschiedene Holzfurniere gibt es gegen moderaten Aufpreis.

Von Vorteil ist eine freie Aufstellung. Das Ausrichten fällt nicht schwer, da dieser kleine Wandler nur zehn Kilogramm wiegt. Allerdings sollte man die Planets beim Umsetzen nicht nur an den Befestigungsstangen der Kugeln tragen. Das kann nämlich in die Hose gehen… Ansonsten gibt sich der Wandler aus Hunteburg aufstellungsunkritisch. Der Wirkungsgrad von 85 dB könnte natürlich darauf hinweisen, dass kräftige Verstärker gefordert sind, um den Schallwandler auf Trab zu bringen. Dem ist aber nicht so. Schon kleine, gar nicht teure Vollverstärker, wie aus der Piano-Craft-Serie von Yamaha, erweisen sich als geeignete Spielpartner. Laut Markus Duevel sind die Planets bewusst für Mid-Budget-Komponenten entwickelt worden. Wer mehr Verstärkerqualität anschließt (Symphonic Line RG 14, Unison Research 845), erhält logischerweise auch mehr Klang. Das macht sich aufgrund der omnidirektionalen Arbeitsweise weniger in einem Zugewinn an Räumlichkeit bemerkbar, denn in einer stabileren Abbildung bei mächtigerem und saubererem Baß und kräftigeren Klangfarben sowie mehr Dynamik. Bei der Verkabelung leisten die Seven Brains von Stadthaus (aus Dortmund) ausgesprochen gute Dienste. Sie sind bezahlbar und gehören zu den richtig guten Verbindungen auf dem Markt - nach wie vor ein echter Geheimtip.

Wer sich für 500 Euro einen Lautsprecher kauft, will nicht in höchste audiophile Sphären aufsteigen. Daher ist an die Planets bei einer Einschätzung ein ganz anderer Maßstab anzulegen. Angesprochen sind alle, die den angenehmen "Überall-Klang" mögen. Das können die Planets - und wie. Sie zeigen

dabei eindrucksvoll, aus welchen Stall sie kommen: nämlich aus dem des für mich persönlich weltweit führenden Entwicklers auf diesem Gebiet. Bei der Konstruktion der Planets ist eindeutig das Know-How der großen Modellgeschwister eingeflossen und preisadäquat umgesetzt worden.

Für ihre Größe spielen die Planets sehr überzeugend. Das betrifft die Räumlichkeit ebenso wie die warmen Klangfarben, vor allem aber den Bassbereich. Dieser versteht es, sich mit mächtigem Wumms in Szene zu setzen. Um es spielerisch auszutesten, bin ich musikalisch fremdgegangen. Im Repertoire meines ehedem mal kleinen Nachwuchsbandido finden sich heute Alben von "Rammstein" und "System of the Dark" (die Schlümpfe sind nicht mehr angesagt). Ouuhh, kann das brutal laut und nervend sein, wenn der Filius seine Kompaktanlage aufdreht und mich daran erinnert, warum ein Lautsprecher halt LAUTsprecher heißt. Laut geben die Planets auch diesen Radau - sorry, Musik wollte ich sagen - wieder. Doch sie nerven nicht. Die Bässe grollen und füllen den Raum, Gitarren klirren, aber es läuft kein Blut aus den Ohren. Mit dem kleinen Yamaha-Piano-Craft-Verstärker lässt sich beispielsweise mühelos Diskothekenlautstärke produzieren, ohne dass Ermüdungserscheinungen beim Hören auftreten. Auflösungseigenschaften kann ich bei Rammstein jedoch beim besten Willen nicht beurteilen. Nach der Hardcore-Einlage geht es ab jetzt gesitteter zu. Wir wenden uns an die Normalos unter den Hörern. Was sich vorhin schon abzeichnete, setzt sich bei gutem Pop fort:

Da kommen Klangfarben nicht zu kurz und der Gesang von Mark Knopfler steht stabil in der Mitte der Abbildung. Es kommt genau der Spaß auf, den diese Musikrichtung braucht, um zu leben. Pep liegt in der Luft, die Musik macht an. Selbst bei Bigband-Jazz lassen sich die Planets nicht in die Defensive drängen. Die Größenabbildung von Einzelinstrumenten ist genau und ihre Position innerhalb der Gruppe exakt auszumachen. Die überaus luftige Dreidimensionalität in der Abbildung ist ganz klar eine Domäne dieser Konstruktion und damit dieses Lautsprechers und geht extrem weit über alles hinaus, was diese Preisklasse diesbezüglich sonst noch so anbietet.

Den Planets fällt es auch leicht, feine Abstufungen in der Dynamik aufzuspüren und aufzuzeigen. Insbesondere bei ruhiger Musik sind derartige Fähigkeiten gut nachvollziehbar. Hinsichtlich der Tonalität wirken Bläser und Schlagwerk natürlich hart. Erst hohe Pegel nehmen ihnen dann doch etwas von ihrem Glanz.

Mit seinem Planet stellt Markus Duevel einen überaus interessanten, optisch sehr ansprechenden Schallwandler vor. (Damit lassen sich bestimmt neue Käuferkreise erschließen, insbesondere Frauen dürften sich dafür interessieren).

Im Vordergrund steht jederzeit die Freude an der Musik, der Spaß beim Hören. Das Ganze profitiert durch die räumlich großzügige und freie Abbildung. Selbst highfideles Hörvergnügen können die Planets vermitteln. Die Planets können aber noch viel, viel mehr, als der Dumping-Preis vermuten lässt. Löblich finde ich, dass Markus Duevel die Planets in sein gut beleumundetes Programm als Abrundung der Produktpalette nach unten aufgenommen hat und mit seinem Entwicklernamen dafür steht. Daimler-Benz hat das beispielsweise mit der Smart-Serie ja ganz anders gemacht. Fairerweise muß ich aber sagen, da ich die übrigen Lautsprecher aus dem Hause Duevel gut kenne, dass die Planets in einer anderen Liga spielen als ihre großen Geschwister. Trotzdem- durch sie wird rundumabstrahlender Klang erstmals für viele Musikliebhaber erschwinglich: "Omni" für alle -quasi. Sie bieten einen tollen Einstieg in ein faszinierendes Hörerlebnis und sind in den eigenen vier Wänden vielseitig einsetzbar. So habe ich über die Planets einfach mal den Fernsehton laufen lassen und war schier überrascht. Da kommen schon richtige Kinogefühle auf.

Fazit: Eines ist für mich jetzt so sicher wie das "Amen" in der Kirche: Der "Duevel" holt sich mit den Planets eine Menge neuer Kunden. MK

Omni-speaker Planets
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